„Buxtehuder Bulle“: Seit 40 Jahren begehrt bei Jugendbuchautoren

Buxtehude (dapd-nrd). Als Austragungsort des „Wettlaufs zwischen Hase und Igel“ in der gleichnamigen Fabel besitzt Buxtehude durchaus einen literarischen Ruf. Dem hat die niedersächsische Kleinstadt vor den Toren Hamburgs inzwischen mit einem bei Jugendbuchautoren begehrten Literurpreis alle Ehre gemacht: Seit nunmehr 40 Jahren wird dort der renommierte „Buxtehuder Bulle“ vergeben.“Gerade am Anfang der Karriere ist es wichtig, dass jemand an einen glaubt, und da hat mich dieser Preis sehr ermutigt, weiterzumachen“, sagt Anne C. Voorhoeve. Die Berliner Autorin hatte 2008 den Preis für ihr Buch „Liverpool Street“ gewonnen. „Die 5.000 Euro Preisgeld waren für mich eine große Hilfe“, gibt sie zu.Der Schriftsteller Urs M. Fiechtner aus dem baden-württembergischen Langenau, Preisträger von 1986 für „Annas Geschichte“, bestätigt das: „Ich konnte mein nächstes Buch sorgenfrei schreiben und fand auch für ein schwieriges Thema schließlich einen Verlag.“ Voorhoeve und Fiechtner sind dabei, wenn Buxtehude noch bis Freitag seine Festwoche zum 40-jährigen Jubiläum des „Buxtehuder Bullen“ begeht. Sie lesen in Schulen aus ihren Romanen. Gemeinsam mit drei weiteren Autoren gehen sie dem „Mythos Jugendliteratur“ nach und erinnern an jenen Mann, von dem die Idee für die Auszeichnung stammt: Der Buxtehuder Buchhändler Winfried Ziemann stiftete 1971 den „Bullen“, weil er Jugendliche zu aktivem Lesen bewegen wollte.Ziemann sorgte dafür, dass bei der Vergabe des Preises erstmals jene Leser mitentscheiden konnten, für die diese Bücher geschrieben werden. Er berief eine 22-köpfige Jury je zur Hälfte aus Jugendlichen und Erwachsenen – ein bis heute unumstößliches Prinzip. Bei der Namensfindung für den Preis griff der Buchhändler auf den Stier „Ferdinand“ aus dem gleichnamigen Kinderbuch des Amerikaners Munro Leaf zurück. Somit dürfen die Preisträger immer die 23 Pfund schwere Plastik eines starken, aber friedfertigen Bullen mit nach Hause nehmen.An zehn Autoren vergab der Ziemann persönlich die eiserne Trophäe und bezahlte die anfangs mit 8.000 Mark dotierte Auszeichnung aus eigener Tasche. 1981 übernahm die Stadt Buxtehude die Trägerschaft und erhöhte das Preisgeld bald auf 10.000 Mark (5.000 Euro).Das Buxtehuder Kulturbüro verschickt vor jeder Preisverleihung 700 Infomappen an Multiplikatoren in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Nicht nur die Medien berichten darüber, auch die Verlage kaufen danach ihre Bücher ein“, sagt Kulturdezernentin Sibylle Bruns-Decker. Der Preis wirke sich für viele Autoren als „Türöffner“ in ihrer beruflichen Existenz aus. Im Winterhalbjahr ziehen sich die Juroren zum intensiven Lesen zurück. Sie wählen aus den Neuerscheinungen eines Jahres jene aus, die das Finale erreichen sollen. Im Juni stimmt die Jury dann geheim über das beste erzählende Jugendbuch ab. Die Preisverleihung findet traditionell im Herbst statt.“Es kam schon vor, dass Erwachsene die Jugendlichen überstimmten, aber meistens gab das Votum der jungen Leser den Ausschlag“, sagt Bruns-Decker. Jeder könne sich als Mitglied der Jury bewerben. „Damit wir nicht im eigenen Saft schmoren, kommen zu den Buxtehuder Juroren stets je vier Jugendliche und Erwachsene von auswärts dazu.Immer wieder bewiesen die „Bullen“-Juroren ein Gespür für Themen. Nicht selten war die Jury sogar dem Trend der Zeit voraus, als sie beispielsweise Buchtitel über die Friedensbewegung, den sexuellen Missbrauch von Kindern, die Gentechnik sowie Umwelt- und Klimakatastrophen prämierte, bevor diese Themen die öffentliche Diskussion erreichten.Der 40. „Buxtehuder Bulle“ wird erst am 11. November verliehen. In diesem Jahr erhält die amerikanische Schriftstellerin Susan Beth Pfeffer den Jugendbuchpreis für ihren Roman „Die Welt, wie wir sie kannten“. Auch mit dieser Entscheidung greift die Jury möglicherweise wieder der Zukunft voraus: Es geht um die Folgen eines Asteroideneinschlags auf dem Mond. dapd

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