EU plant automatisches Notrufsystem für Neuwagen
Ab 2015 sollen nach Willen der EU-Kommission in allen Neuwagen automatische Notrufsysteme eingebaut werden. Der sogenannte eCall solle bei Unfällen selbsttätig die Rettungsleitstelle anrufen, heißt es in einem EU-Plan, den die Kommission am Donnerstag offiziell vorstellen will. Pro Wagen soll die Ausrüstung weniger als 100 Euro kosten.
Die Kommission hatte das Vorhaben bereits vor zwei Jahren angekündigt, damals aber auf freiwilliger Basis. Jetzt schlägt die Behörde auch gesetzliche Maßnahmen vor, heißt es in den Plänen, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegen und aus denen die „Bild“-Zeitung vorab zitiert hatte. Danach müssten unter anderem die Rettungsleitstellen in allen EU-Ländern entsprechend aufgerüstet werden. Auch die Schweiz, Norwegen, Kroatien und Island sollen teilnehmen.
Der Notruf wird den Plänen zufolge abgesetzt, wenn im Wagen Detektoren einen „schweren Aufprall“ melden. Nach Ansicht von Fachleuten könnte beispielsweise ein aktivierter Airbag das Notsignal auslösen. Dieses wählt dann über das Mobilfunknetz den Notruf 112 und gibt den Standort des verunglückten Wagens an. Bei Unfällen auf der Autobahn wird auch die Fahrrichtung übermittelt. Zudem soll manuelles Auslösen zum Beispiel durch einen Helfer am Unfallort möglich sein.
In Stadtgebieten könnte die Zeitspanne zwischen Unfall und Eintreffen der Retter um 40 Prozent verkürzt werden, auf dem Land sogar um 50 Prozent, schätzt die Kommission. Sobald es flächendeckend eingeführt sei, „wird eCall in Europa jedes Jahr hunderte Menschenleben retten, und die Schwere von Verletzungen und Traumata in zehntausenden Fällen vermindern“.
Derzeit sind nach Kommissionsangaben nur 0,7 Prozent aller Pkw in der EU mit einem automatischen Notrufsystem ausgestattet. Es sei aber nicht gewährleistet, dass diese in allen Ländern funktionieren, also mit der Infrastruktur von Mobilfunk und Rettungsdiensten zusammenpassen. Dem würden die jetzt vorgeschlagenen Maßnahmen abhelfen, die technische Standards vorschreiben.
In Deutschland arbeiten mehrere Hersteller an entsprechenden Vorrichtungen im Fahrzeug. „Wir nehmen das Thema sehr ernst“, sagte ein Opel-Sprecher. Vor der Einführung müssten aber die technischen Standards feststehen. Mercedes arbeitet nach Konzernangaben an einem eigenen System, das bereits 2012 auf den Markt kommen soll.