Hana Gaddafi – die untote Tochter des Diktators
Vor 25 Jahren kam die Adoptivtochter des Diktators bei einem US-Angriff ums Leben – angeblich. Jetzt friert die Schweiz Hana Gaddafis Konten ein. Lebt sie noch?Am 21. Februar ordnete die Regierung der Schweiz die sofortige Sperrung sämtlicher Konten des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi an. Die Anweisung des Schweizer betrifft 23 Mitglieder des Gaddafi-Clans sowie mehrere libysche Politiker und Wirtschaftsgrößen. Ein Name, der auf der Schwarzen Liste der Schweiz aus der vergangenen Woche zu lesen ist, lässt aufmerken: Hana Gaddafi.Gaddafis der Liste zufolge am 11. November 1985 geborene Tochter darf nun seit Montag vergangener Woche nicht mehr über etwaige Schweizer Konten verfügen, Geld aus Libyen in das Alpenland in Sicherheit bringen oder aus der Schweiz in andere Staaten überweisen. Dies ist insofern interessant, als Hana Gaddafi seit 25 Jahren nicht mehr am Leben ist – offiziell. Hana Gaddafi gilt als die wohl mysteriöseste Figur des Gaddafi-Familienklans. Sie starb nach offizieller Darstellung am 15. April 1986, als amerikanische Kampfflugzeuge den Präsidentenpalast des libyschen Diktators bombardierten. Gaddafi selbst war noch in der Nacht vor der bevorstehenden Bombardierung gewarnt worden und brachte einen Großteil seiner Familie in Sicherheit. Insgesamt starben in jener Nacht in Libyen wohl bis zu 100 Menschen durch die amerikanischen Luftschläge, die eine Vergeltungsaktion für die Ermordung zweier US-Soldaten in einer Berliner Diskothek durch Mitarbeiter von Gaddafis Geheimdienst waren.Eines der Opfer war nach Darstellung der libyschen Medien Gaddafis erst wenige Monate alte Adoptiv-Tochter Hana. Das Mädchen sei in den Trümmern des von US-Bomben zerstörten Hauses leblos gefunden worden, hieß es. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte niemand – weder in Libyen noch im Ausland – gewusst, dass Gaddafi ein Mädchen dieses Namens adoptiert hatte.Bereits kurz nach dem Luftangriff vom April 1986 regte sich Zweifel an der Todesmeldung der Diktatorentochter. Barbara Slavin, eine Reporterin der US-Zeitung „USA Today“ hielt sich zum Zeitpunkt des Bombenangriffs in Libyen auf. Sie behauptet, das getötete Mädchen habe keinerlei familiäre Verbindung zu Gaddafi gehabt. „Ein kleines Mädchen wurde getötet. Ich habe den Körper selbst gesehen“, so Slavin, „Sie wurde posthum von Gaddafi adoptiert. Sie stand in keinerlei Beziehung zu ihm.“Trotzdem hält sich die Geschichte von der getöteten Gaddafi-Tochter seit Jahren hartnäckig. In beinahe allen Biografien libyschen Machthabers wird der Tod von Hana Gaddafi erwähnt. Dabei schwanken die Angaben zum Alter des Kindes. Mal heißt es, das Mädchen sei 15 Monate alt gewesen, mal soll sie jünger als ein Jahr gewesen sein, wie auch das von der Schweiz genannte Geburtsdatum nahelegt, mal wird berichtet, sie sei bereits bis zu sechs Jahre alt gewesen.Da die Schweiz Hana als Mitglied des Gaddafi-Clans in der aktuellen Konto-Sperrung auflistet, ist davon auszugehen, dass die echte Gaddafi-Tochter nach dortigen Erkenntnissen noch am Leben ist. Auf Nachfrage des Boulevard-Blatts „Blick“ sagte ein Sprecher des Außenministeriums: „Es gibt Gründe dafür, dass Hana Gaddafi auf der Liste steht.“