Schweiz legt Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro fest
Angesichts des anhaltenden Höhenflugs des Franken zieht die Schweiz die Notbremse: Die Nationalbank in Zürich legte einen Mindestwechselkurs zum Euro fest. Die Notenbank des Alpenstaats könnte das Milliardensummen kosten.
Ab sofort werde sie einen Kurs von unter 1,20 Franken für einen Euro nicht mehr tolerieren, teilte die Nationalbank mit. Die gegenwärtige massive Überbewertung des Franken stelle „eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft dar“. Die Nationalbank strebe daher eine deutliche und dauerhafte Schwächung des Franken an und werde den Mindestkurs konsequent durchsetzen. Der Franken sei auch bei 1,20 pro Euro noch hoch bewertet und solle sich „über die Zeit weiter abschwächen“, fügte das Institut hinzu.
Der Wert des Schweizer Franken ist seit Beginn des Jahres erheblich gestiegen. Wegen der Schuldenkrise in der Euro-Zone und der Angst vor einer neuen weltweiten Rezession schätzen Anleger die Schweizer Währung aufgrund ihrer Stabilität als sichere Anlage – statt in Euro oder Dollar legen sie ihr Geld lieber in Franken an. Der Kurs steigt seit Monaten. Zum Höhepunkt Anfang August hatte der Franken im Vergleich zu 2009 rund 20 Prozent gegenüber dem Euro zugelegt, gegenüber dem Dollar um rund 25 Prozent.
Nach der Ankündigung vom Dienstag stieg der Wert des Euro gegenüber dem Franken um mehr als neun Prozent an: Kostete ein Euro am Montag noch 1,1111 Schweizer Franken, mussten dafür am Dienstag 1,212 Franken bezahlt werden. Der Leitindex der Schweizer Börse legte bis zum Nachmittag um drei Prozent zu.
Angesichts der Euro-Krise habe die Schweiz kaum eine andere Möglichkeit gehabt, urteilte Analyst Bernard Lambert von der Bank Picte. Allerdings kann das die Nationalbank teuer zu stehen kommen, da sie möglicherweise große Mengen an fremden Währungen kaufen muss, um den Franken zu stützen.
Die Exportwirtschaft der Eidgenossenschaft leidet sehr unter dem starken Franken, weil ihre Erzeugnisse durch den gestiegenen Kurs auf dem Weltmarkt zu teuer und damit weniger wettbewerbsfähig sind. Im Kampf gegen den starken Franken hatte die Nationalbank bereits Anfang August ihren Leitzins praktisch auf Null gesenkt.