Trauer um die große Schauspielerin Rosel Zech
Berlin (dapd). Das Fernsehpublikum trauert um die strenge Oberin aus der ARD-Serie „Um Himmels Willen“, Theaterbesucher um eine große Bühnenschauspielerin. Im Film hat sich Rosel Zech mit einer einzigen Rolle unsterblich gemacht – als gebrochene Filmdiva im Fassbinder-Film „Die Sehnsucht der Veronika Voss“. Rosel Zech ist nun im Alter von 69 Jahren an ihrem Krebsleiden in einem Berliner Krankenhaus gestorben.Vor drei Jahren war sie von München in ihre Geburtsstadt Berlin zurückgekehrt. Rosalie Helga Lina Zech kam am 7. Juli 1942 als Tochter eines Binnenschiffer-Ehepaars in Berlin-Charlottenburg zur Welt. Sie wuchs aber in der niedersächsischen Provinz – Hoya an der Weser – auf.Schon früh fühlte sie sich zur Schauspielkunst berufen: Nach der Realschule wurde sie 1958 Schülerin des Max-Reinhardt-Seminars in Berlin. Ihre ersten Bühnenerfahrungen machte sie in Landshut (Bayern) und der Schweiz.Unter der Förderung durch den Regisseur Peter Zadek stieg Rosel Zech in den 70er Jahren zu einer der gefragtesten Bühhnenschauspielerinnen auf. 1977 wurde sie für die Darstellung der „Hedda Gabler“ von der Theaterzeitschrift „Theater Heute“ zur Schauspielerin des Jahres gewählt. Es folgten Engagements am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, der Freien Volksbühne Berlin und am Bayerischen Staatsschauspiel in München.Bedeutende Rollen spielte Zech nach Kritikermeinung als Porzia im „Kaufmann von Venedig“, Nina in „Die Möwe“, die Cordelia in „König Lear“ und den Polonius in Zadeks Bochumer „Hamlet“-Inszenierung. Viel gelobt wurde sie auch als Hermione im „Wintermärchen“ und als Amme in „Doña Rosita“.Rainer Werner Fassbinder gab ihr zunächst eine Nebenrolle in „Lola“ – sie spielte die Ehefrau des Baulöwen Schuckert (Mario Adorf) – und brachte sie bei seinem nächsten Film „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ groß heraus. Rosel Zech verkörperte die gebrochene Filmdiva so überzeugend, dass sie Publikum und Kritiker begeisterte. „Ihre eigenwillige Darstellung trug entscheidend dazu bei, dass der Film 1982 den Goldenen Bären der Internationalen Filmfestpiele Berlin erhielt“, schrieb die Fassbinder Foundation in einem Nachruf.Rosel Zech bezeichnete die Arbeit mit Fassbinder im Rückblick als eine „der wertvollsten und wunderbarsten Erfahrungen“. Sie sagte: „Bei ihm konnte man schön sein.“ Mit Fassbinders Freundin und Nachlassverwalterin Juliane Lorenz verband Rosel Zech eine enge Beziehung. Bei einem gemeinsamen Fernsehinterview sagte Lorenz einmal, sie habe die Schauspielerin hartnäckig umwerben müssen, bis diese sich geöffnet habe. Über das Privatleben Zechs ist nur bekannt, dass sie nicht verheiratet war.Ihre Leidenschaft sei immer die Bühne gewesen, sagt Juliane Lorenz. Rosel Zech habe in über 90 Produktionen mitgewirkt und mit Regiegrößen wie Klaus Michael Grüber, Hans Lietzau, Wilfried Minks, Alexander Lang, Peter Stein, Jürgen Gosch und Hans Neuenfels gearbeitet. Nach einem längeren Engagement am Theater in der Josephstadt in Wien in den 90er Jahren erhielt sie für ihre Darstellung der Mutter in „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ die Kainz-Medaille der Stadt Wien. 1992 hatte sie den Bayerischen Filmpreis für „Salmonberries“ von Percy Adlon bekommen.Ihre letzte Bühnenrolle war 2010 am Berliner Renaissance Theater in der deutschen Uraufführung von „33 Variationen“ als unheilbar kranke Musikwissenschaftlerin.Im Fernsehen wurde Zech zunächst in Aufzeichnungen von Theaterinszenierungen bekannt. Sie wirkte danach in zahlreichen TV-Produktionen mit. Für die Rolle einer Trinkerin im Fernsehfilm „Mascha“ erhielt sie 1984 zusammen mit Gerhard Polt den deutschen Darstellerpreis des Bundesverbandes der Fernseh- und Filmregisseure.Popularität erlangte sie erst mit der Serie „Um Himmels Willen“: „Mit messerscharfem Geschäftssinn und strenger Hand leitet Mutter Oberin Elisabeth Reuter die wirtschaftlichen Geschicke des Klosters Kaltenthal“, beschreibt die ARD ihre Rolle, die sie zehn Jahre lang gespielt hat. Mit der Fernsehnonne teilte Rosel Zech die Leidenschaft für Fußball. Daran faszinierte sie, dass die Kicker wie Schauspieler am Theater „punktgenau Leistung bringen“.dapd